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IAV

05.03.2025

Autonom, intuitiv, nachhaltig: EU-Projekt will ÖPNV optimieren

Elf Partnerorganisationen aus sieben europäischen Ländern arbeiten im OptiPEx-Projekt zusammen, um das Passagiererlebnis und die Nachhaltigkeit des öffentlichen Nahverkehrs zu verbessern. Projektverantwortliche Franziska Schmalfuß erläutert die Zusammenhänge im Interview. 

Das Projekt zielt darauf ab, das Komfort- und Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu steigern. Gemeinsam mit Fahrgästen entwickeln die Partner passagierorientierte Lösungen, die speziell auf Nutzergruppen wie Rollstuhlfahrer, Touristen und Studenten zugeschnitten sind. IAV bringt seine umfangreiche Erfahrung in der Automobiltechnik und Algorithmusentwicklung ein, um die Technologie für hochautomatisierte Shuttles voranzutreiben und den öffentlichen Nahverkehr zu revolutionieren.

Können Sie uns von Ihren allgemeinen Erfahrungen mit dem öffentlichen Nahverkehr in Ihrer Stadt berichten?
Der öffentliche Nahverkehr in Chemnitz ist gut ausgebaut und umfasst ein Netz von Straßenbahnen, Bussen und Regionalzügen, die von der Chemnitzer Verkehrs-AG (CVAG) und dem Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) betrieben werden. Die Stadt bietet zuverlässige Verbindungen, die es den Bewohnern und Besuchern erleichtern, sich in der Stadt und ihrer Umgebung zu bewegen. Es gibt jedoch Raum für Verbesserungen, um spezielle Nutzerbedürfnisse zu adressieren und innovative Lösungen für Vorstadtgebiete zu entwickeln. Hochautomatisierte Shuttles sind besonders vielversprechend, um die Flexibilität der öffentlichen Verkehrsdienste zu erhöhen und Herausforderungen wie den Mangel an Busfahrern zu bewältigen.

Automatisierte Shuttles bergen ein enormes Potenzial für die Mobilität der Zukunft.

Warum ist ein Projekt wie OptiPEx notwendig?
Auf dem Weg in die Zukunft hochautomatisierter Shuttle-Flotten ist es wichtig, spezielle Nutzerbedürfnisse zu untersuchen und intelligente Lösungen zu entwickeln, um identifizierte Barrieren zu überwinden. Das Ziel von OptiPEx spiegelt dieses Thema wider und wird die Akzeptanz, das wahrgenommene Sicherheitsgefühl und den Komfort von automatisierten Shuttles und anderen öffentlichen Verkehrsdiensten fördern. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit stellt sicher, dass der aktuelle Stand der Forschung, Kompetenzen in der Technologieentwicklung im autonomen Fahren sowie im öffentlichen Nahverkehr und die Bedürfnisse der Industrie bei der Entwicklung von Lösungen kombiniert werden. Nur die Zusammenarbeit aller beteiligten Parteien wird zu Lösungen führen, die weitgehend an aktuelle öffentliche Verkehrsdienste anpassbar sind, um Komfort und Sicherheit zu erhöhen.

Welchen Anteil hat IAV am OptiPEx-Projekt und wie trägt das Unternehmen zum Erfolg bei?
IAV verfügt über umfangreiche Expertise in der Entwicklung hochautomatisierter Fahrzeuge, F&E-Projekten im Automobilsektor und der Unterstützung der Serienproduktion. Wir bei IAV haben Experten in allen projektbezogenen Themen, wie Human Factors im Automobilbereich, In-Cabin-Monitoring, nutzerspezifische Lösungen im öffentlichen Nahverkehr (z.B. WonderVision) sowie Fahrzeugintegration. Wir werden die Anforderungen von Passagieren und Stakeholdern für sichereren und komfortableren, hochautomatisierten öffentlichen Nahverkehr analysieren. Darüber hinaus werden wir Fahrzeugtechnologien durch die Integration von KI-Algorithmen für das In-Cabin-Monitoring weiterentwickeln, um Szenarien zu erkennen, in denen Passagiere besondere Unterstützung benötigen. Außerdem werden wir eines der drei Living Labs bereitstellen, indem wir OptiPEx-Lösungen in einem hochautomatisierten Shuttle mit potenziellen Passagieren integrieren und evaluieren.

Wie sieht ein erfolgreicher Beitrag zum Projekt für Ihre Organisation aus?
Unser Ziel ist es, Lösungen bereitzustellen, damit sich die Passagiere unserer hochautomatisierten Shuttles sicher und komfortabel fühlen, insbesondere diejenigen mit besonderen Bedürfnissen.

Was sehen Sie als die größte Herausforderung für das Projekt?
Ich denke, die größte Herausforderung für OptiPEx liegt in der Entwicklung von KI-Algorithmen für Anomalieerkennung, In-Cabin-Monitoring oder Zielgruppenerkennung. Für eine großartige Lösung benötigt man viele zuverlässig gelabelte, manchmal sensible Daten wie Video- und Audioaufnahmen. Wir wollen diese Herausforderung angehen, indem wir Open-Source-Daten, unsere eigenen Aufnahmen und modernste Methoden nutzen, um den Bedarf an Trainingsdaten zu reduzieren.

Was hofft Ihre Organisation zwischen jetzt und Monat 18 des Projekts zu erreichen?
Die ersten 18 Monate werden zu einem klareren Verständnis der Nutzerbedürfnisse und zu ersten wichtigen Technologieentwicklungen sowie ersten Testergebnissen führen. In Bezug auf die Nutzerbedürfnisse wollen wir uns auf die besonderen Bedürfnisse der Passagiere konzentrieren, wenn z.B. in zukünftigen Bussen kein Fahrer verfügbar sein wird; welche Probleme sollten angegangen werden und wie könnten Passagiere unterstützt werden. Gleichzeitig wird die Entwicklung von Algorithmen für das In-Cabin-Monitoring mit dem Ziel fortschreiten, anormale Situationen im öffentlichen Nahverkehr zu identifizieren, die der Auslöser für OptiPEx-Lösungen im Fahrzeug oder in der Infrastruktur sein werden. 

Können Sie OptiPEx in drei Worten beschreiben?
Drei Worte sind nicht viel: innovative, nutzeradaptive ÖPNV-Lösungen.

Das OptiPEx-Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont Europa der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 101146513 gefördert.